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“Prix Watt d’Or” – Energiepreis

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Energie Geschäftshaus

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rab-architekten

 
Das Universitätsgebäude an der Rosenbergstrasse erfüllt den Passivhausstandard. Dafür gab es einen renommierten Preis.

Das Bundesamt für Energie hat zum vierzehnten Mal den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d’Or verliehen. Nominiert war auch das Bürogebäude an der Rosenbergstrasse 30 in St. Gallen. Nun ist es eines der fünf Siegerprojekte.

Die Besitzerin des Gewerbehauses die Mettiss AG hat uns mit der Planung, Gesamtleitung und der Bauherrenvertretung dieser ehrgeizigen Sanierung beauftragt. Mit dem bauphysikalischen Spürsinn von Beat Kegel, den innovativen Lösungen der Haustechnikplaner und der konsequenten Umsetzung durch die Bauleitung konnte eine Energieschleuder aus den sechziger Jahren in ein Passivhaus umgewandelt werden.

Bauherrschaft: Mettiss AG, St. Gallen / Michael Mettler
Nutzer/Mieter: Universität St. Gallen, Institute of Computer Science / Hans-Jörg Baumann
Energiekonzept: Kegel Klimasysteme, Zürich / Dr. Beat Kegel, Markus Bertschinger, Martin Meier
HLK: E3 HLK AG, St.Gallen /Marco Frischknecht
Brüstungskanäle: Röthlisberger Schreinerei AG, Gümligen / Mark Röthlisberger
Architekt: RAB Rutz + Bänziger Architekten GmbH, Speicher / Andreas Bänziger

Sanierung Geschäftshaus – RAB-Architekten (rab-architekten.ch)


Ausgangslage

Die Liegenschaft Rosenbergstrasse 30 in St Gallen wurde Ende der Sechzigerjahre als Betonskelettbau erstellt. Sie hat eine intakte Bausubstanz. Die letzte grössere Sanierung liegt 25 Jahre zurück. Es steht eine zyklische Sanierung der technischen Anlagen, der Fenster und der inneren Oberflächen an.

Die fünf Bürogeschosse und der Eingangsbereich haben eine Energiebezugsfläche von 3’300 m2. Der Heizenergiebedarf liegt in den vergangenen Jahren zwischen 90 und 120 kWh/m2a. Geheizt und gekühlt wird mit Induktionsklimageräten von Sulzer.

Im Zuge eines Wechsels des Einzelmieters, hat die Eigentümerin entschieden, bei maximaler Aktivierung der Baumasse den Energieverbrauch so weit wie möglich zu senken. Die Effizienzsteigerung sollte unter zurückhaltendem Einsatz von Technik erreicht werden.


Bauliche Kennwerte


Leistung Haustechnischer Anlage


Erneuerungsmassnahmen Haustechnik
  • Klimageräte: neue Fan Coils inklusive Dämmung der Brüstung mit 16cm Zelluloseflocken

  • Monoblock: Ersatz der Ventilatoren in bestehendem Gerät (1998), Regelung nach CO2 der Abluft

  • Luftverteilung: Quellluftverteilung in den Korridoren mit Verbundlüftern in den Türen, anstelle der Induktionsgeräte

  • IT Kühlung: Ersatz Splitgeräte mit IT-Kühlern mit Heizwärmenutzung

  • Kältemaschine: Neue Maschine mit 45 kW anstelle 150 kW

  • Gebäudeleitsystem: Komplettersatz


Erneuerungsmassnahmen Gebäudehülle
  • Fenster: Ersatz der kompletten Fenster durch neue Holzfenster mit 3-fach Verglasung

  • Doppeldecken: Abbruch der Doppeldecken, Montage Heradesign Streifendämmung längs der Fassaden (auch zur Verbesserung der Akustik)

  • Doppelböden: Abbruch


Zielsetzung

Mit den Erneuerungen sollten folgende Ziele erreicht werden:

  • Komfort: Hoher Raumkomfort in allen Räumen

  • Ästhetik: hohe Raumhöhen, keine Lüftungsinstallationen an der Decke, keine Doppeldecke; Brüstungskanal als Möbel (Ablagefläche)

  • Individualisierung: alle Fenster können geöffnet werden, Storen können einzeln bedient werden, die Raumtemperatur kann an jedem Klimagerät eingestellt werden

  • Kurze Bauzeit: vorgefertigte Brüstungselemente mit allen Medien (Heizung, Kühlung, Stark- und Schwachstromverteilung) sowie individuelle Raumtemperaturregelung


Resultat

In der ersten Heizperiode 2019/20 benötigten die Bürogeschosse 7 kWh/m2a Heizwärme bei 1’950 Betriebsstunden. Für eine Altbausanierung ist dies ein bahnbrechender Wert, weit unter dem Passivhausstandard von Neubauten.

Die Steuerung der Anlagen ist denkbar einfach und für Betreiber wie auch NutzerInnen verständlich.

Die Räume haben eine hohe thermisch aktivierbare Gebäudemasse. Der gemessene Energieeintrag durch die Raumdecke liegt bei 20 bis 30 W/m2. Dieser Wert wird über mehrere Stunden aufrechterhalten. Damit kann auch in den Seminarräumen und den thermisch hochbelasteten Büros der Wärmeüberschuss an interner Wärme tagsüber in die Nachtstunden verschoben werden. Dies reduziert den Heizbedarf im Winter beträchtlich. Während der Kühlperiode wird auch eine Nachtkühlung der Gebäudemasse möglich. Etwa 70% der Kühlenergie wird nachts erbracht. Meistens über FreeCooling bei einer Kühlwasser-Vorlauftemperatur von 21°C.

Die Klimageräte arbeiten mit Umluft. Sie ermöglichen eine agile Aufheizung und Abkühlung des Raumes, ohne dass es zu Zugserscheinungen oder ungleicher Verteilung der Raumtemperatur kommt. Die PWW Vorlauftemperatur im Winter liegt bei 25°C. Im Sommer wird mit 21°C gekühlt.

Die Räume werden nicht wie sonst üblich überlüftet. Die Verbundlüftung nutzt die Korridore oder intern liegende Zonen zur Luftverteilung. Die Büroräume werden durch Verbundlüfter in den Türen mit Frischluft versorgt. In keinem Raum wird ungenutzte Zuluft abgeführt. Die WC Abluft strömt von der Decke der Korridore nach. Das Lüftungsgerät mit ursprünglich 12’000m3/h läuft seit dem Umbau mit 1’500 bis 3’000m3/h, gesteuert nach der CO2-Konzentration in der Abluft. Die CO2-Konzentration in den Büros liegt während der Heizperiode im Bereich von 1’000ppm. Je Geschoss (ca. 600m2) gibt es nur zwei Zuluft- und zwei Ablufteinlässe direkt ab dem Steigschacht.

Die IT Abwärme wird ohne den Einsatz einer Wärmepumpe für die Raumheizung verwendet. Im ersten Halbjahr lag die IT Leistung mit 3 kW wesentlich unter der installierten Kühlleistung von 20 kW. Diese Leistung steht jedoch dauernd zur Verfügung und reduziert den Jahreswärmebedarf bereits beträchtlich. Bei durchschnittlichen Winterbedingungen mit knapp über 0°C lag der Heizwärmebedarf tagsüber bei zirka 15 kW.

Die haustechnischen Anlagen werden über ein Gebäudeleitsystem geregelt. Dieses verhindert aktives Heizen und Kühlen innerhalb kurzer Zeitabstände zuverlässig. Die Raumtemperatur wird nachts über das Leitsystem gesteuert, so dass am Morgen alle Räume eine komfortable Temperatur aufweisen.


Fotos


Presse

Flickr – Watt d’Or 2021: Kategorie Gebäude und Raum Mettiss AG und Beat Kegel | Flickr

Eingabe Watt d’Or Mettiss AG

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210108 Tagblatt Rosenberg Watt d’Or

Watt d’Or 2021 BFE

Watt d’Or 2021 Portrait d

Sanierung Geschäftshaus – RAB-Architekten (rab-architekten.ch)


Medien

 

Januar 2021